Lüderitz & Bauer, Buchgewerbe Berlin

Aus Einbandforschung
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Lüderitz & Bauer, Firmengebäude ab 1911
Buchbinderei-Angabe: Wilhelm von Polenz: Thekla Lüdekind. Berlin: Fr. Fontane 1900
Ompteda, Georg von: Eysen. Roman. Berlin: Fontane 1900
Firmensignet entworfen von Ephraim Mose Lilien (sehr klein das Monogramm EML unten im Signet)
Lüderitz & Bauer - Firmensignet
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Lüderitz & Bauer, Buchgewerbe Berlin war eine Großbuchbinderei in Berlin. Sie bestand 1888-2006. Sie war eine bedeutende Wegbereiterin des Jugendstils im Berliner Verlagseinband.

Geschichte

1888 Gegründet von Ernst Lüderitz (1861–1927) und Josef Bauer (1862–1952) als Kontobücherfabrik und Buchbinderei. Beginn mit 6 Hilfsmaschinen und 6 Mitarbeitern in der Leipzigerstr. 115.
1893 Umzug in den Buchhändlerhof Ecke Wilhelmstr./Mauerstr., 17 Hilfsmaschinen
1896 Teilnahme an der großen Gewerbeausstellung in Berlin-Treptow. Vorführung der Buchbinderei mit elektrischem Betrieb. 27 Hilfsmaschinen.
1897 100 Mitarbeiter.
1890er ff. Enge Zusammenarbeit mit den Verlagen S. Fischer, Egon Fleischel und Friedrich Fontane, alle Berlin. Enge Zusammenarbeit mit den Künstlern Lucian Bernhard, Otto Eckmann, Jessie Marion King, Julius Klinger, u. a.

Lüderitz & Bauer hat bei der Durchsetzung des Jugendstils eine wesentliche Rolle gespielt.

1904 Paul Kersten (1865-1942) ist für einige Monate Betriebsleiter.
1908 Teilnahme an der Fachausstellung der Berliner Buchbinderinnung, höchste Auszeichnung.

Teilnahme an der Buchbinderei-Fachausstellung in Stuttgart

1907-1911 Ewald Schmidtsdorf (1877-1915) Leiter der kunstgewerblichen Abt.
1909 Teilnahme an der Ausstellung im Technologischen Gewerbemuseum in Prag.
1910 Teilnahme an der Gesangbuchausstellung im Kgl. Kunstgewerbemuseum in Berlin.

Teilnahme an der Weltausstellung in Brüssel. L&B zeigten Bucheinbände, Einbanddecken, Katalogumschläge, Buntpapiere für Bucheinbände.

1911 Bau einer eigenen Fabrik von fünf Stockwerken mit drei Seitenflügeln mit eigenem Elektrizitätswerk in der Wilhelmstraße 118.
1912 Einstellung von Hermann Nitz als Kunstbuchbinder auf Empfehlung von Paul Kersten. Eine Handbindeabteilung kommt aber nicht zustande. (Nitz verläßt daraufhin Berlin und bearbeit ab Frühjahr 1913 bei Spamer Leipzig deren Kunsteinbände für die Bugra 1914.)
1914 Teilnahme an der BUGRA. Vorführung u. a. der Deckeneinziehmaschine.

Die künstlerische Zeichnerin Else Märker verfaßt die Firmenschrift zum Bugra-Auftritt. L&B hat ca 450 Mitarbeiter.

1920er ff. Zusammenarbeit mit dem Verlag Oestergaard Berlin.
1938 50-Jahr-Firmenjubiläum.
1945 Zerstörung im Bombenkrieg. Dann vollständige Demontage des Maschinenparks und des Materials. Neuer Beginn mit 14 Mitarbeitern.
1950ff. Wiederaufbau und Wiederaufnahme der Arbeit.
1961 Bau der Berliner Mauer, Verlust wichtiger Arbeitskräfte.
1963 75-Jahr-Firmenjubiläum mit kleiner Firmenschrift. Investition: 36er Fertigungsstraße für Einbände.
1971 Klebebindegroßanlage AK II (Martini).
1973 Automatisierte Fadensiegeltechnik.
1976 Buchfertigungsstraße BF 32
1981 Buchfertigungsstraße BF 40.
1983 1. Falzsiegelaggregat 341.
1985 Systemklebebinder.
1987 Fließdreischneider 44Fm50
1988 100-Jahr-Firmenjubiläum mit Firmen-Festschrift.
2006 In den Folgejahren nach dem Fall der Mauer Geschäftsaufgabe.

Quellen

Im Firmenarchiv - Lüderitz & Bauer Buchgewerbe-GmbH, Wilhelmstr. 118, 10963 Berlin-Kreuzberg – erhalten sind einige Urkunden, eine betriebsinterne maschinenschriftliche Festschrift zum 25jährigen Jubiläum von 1913, eine Mappe mit Dokumenten zum 50jährigen Geschäftsjubiläum 1938 und eine solche zum Tod von Josef Bauer 1952.

Erhalten sind Vorlagenkataloge: von 1902 mit Mustern von Einbänden und Einbanddecken für Bücher, Lieferungswerke, Jugendschriften, Alben, Kataloge und Reklamebücher; von 1906 mit Jugendstilentwürfen zu Einbänden von überwiegend juristischen Titeln, aus den 1920er Jahren ein kleiner gedruckter Katalog mit Lederarbeiten

Im Landesarchiv Berlin sind keine Quellen vorhanden.

In der Kunstbibliothek Berlin, Graphische Sammlung, Kasten 5125: Entwürfe zu Einbänden von Lüderitz & Bauer.

Einbände

Bibliographie

(chronologisch)

Es gibt keine Gesamtdarstellung der Firmengeschichte.

  • (Anonym) Arbeiten der Firma Lüderitz & Bauer, Berlin. In: Archiv für Buchbinderei 1, 1901, S. 132-134.
  • Otto Grauthoff: Der deutsche Verlegereinband. In: Archiv für Buchgewerbe 40, 1903, S. 46-56, zu L&B S. 54-55 mit Abb. (Betont die enge Zusammenarbeit mit dem Verlag S. Fischer).
  • Paul Kersten: Der Bucheinband. In: Klimsch's Jahrbuch 1910, S.234-276, zu L&B S. 269-273 mit Abb. 26-34, auch zum Verhältnis L&B zum Verlag S. Fischer.
  • Else Märker: Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914. Lüderitz & Bauer Großbuchbinderei Berlin. Der moderne Einband von den Anfängen bis heute.
  • Nachruf auf Ewald Schmidtsdorf von Paul Kersten in Archiv für Buchbinderei 15, 1915/16, S. 27f.
  • Nitz, Hermann: Aus einem reichen Buchbinderleben. o. J. (1951), S. 22-24.
  • 1888-1963. Fünfundsiebzig Jahre Großbuchbinderei Lüderitz & Bauer. Berlin 1963.
  • Friedrich Pfäfflin: 100 Jahre S. Fischer-Verlag 1886-1986. Buchumschlage. Über Bücher und ihre äußere Gestalt. Frankfurt a. M. 1986. (Notwendige Negativmeldung: Pfäfflin kennt L&B nicht, geht mit keinem Wort auf die bedeutende Zusammenarbeit von Fischer-L&B ein.)
  • 1888-1988. 100 Jahre Berlinbindung. Lüderitz & Bauer. 1988. (Schildert die Firmengeschichte auf dem Hintergrund der politischen Geschichte, wenig zum Einband.)
  • Doris Fouquet-Plümacher: Die Berliner Großbuchbinderei Lüderitz & Bauer – die Jahre von 1888 bis 1914 im Spiegel der Ausstellungen. In: Gutenberg-Jahrbuch 2010, S. 221-231.

Abbildungen

Weblinks